So bleiben Knochen im Alter stabil
Ab dem 35. bis zum 45. Lebensjahr nimmt die Knochensubstanz bei jedem Menschen ab. Läuft dieser natürliche Knochenschwund schneller und stärker als normal ab, handelt es sich um Osteoporose, so Dr. Barbara Marnach, Ärztin beim AOK-Bundesverband. Osteoporose ist die häufigste Knochenkrankheit im Alter.
In Deutschland leiden etwa vier bis sechs Millionen Menschen an Osteoporose. Am häufigsten betroffen sind zwar Frauen in den Wechseljahren, doch im Alterüber 70 Jahren nimmt die Osteoporose bei beiden Geschlechtern stetig zu. Das Knochenwachstum ist zwar zum Ende der Pubertät abgeschlossen, aber in den Knochen vollziehen sich zeitlebens Ab-, Auf- und Umbauvorgänge. Zwischen dem 35. und 45. Lebensjahr setzt ein natürlicher Abbau der Knochenmasse ein. Dieser Abbau beträgt ein bis eineinhalb Prozent jährlich. Bei der Osteoporose ist er jedoch krankhaft erhöht, so Ärztin Marnach.
Ein krankhaft veränderter Knochenstoffwechsel kann viele Ursachen haben. Erbliche Anlagen sind von Bedeutung. Ebenso ist bekannt, dass eine unzureichende Versorgung mit Calcium- und Vitamin D sowie der Mangel der Geschlechtshormone, Östrogen (weiblich) und Testosteron (männlich), zur Osteoporose führen können. Auch körperliche Inaktivität hat einen Abbau der Knochen zur Folge. Weitere Ursachen sind zum Beispiel auch die langjährige Einnahme von Cortison, Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse, der Schilddrüse und des Darms.
Die frühzeitige Diagnose von Osteoporose ist nicht einfach, da sich die Krankheit schleichend entwickelt, so Dr. Barbara Marnach. Erst nach vielen Jahren sind die Folgen des Abbauprozesses spürbar und sichtbar: Ständige, stechende oder ziehende Rücken- und Knochenschmerzen, eine veränderte Körperhaltung mit einem charakteristischen Rundrücken und Kugelbauch sowie eine Neigung zu gefährlichen Knochenbrüchen. Dabei sind vor allem die Knochen der Wirbelkörper und der Gelenkköpfe am Oberarm oder Oberschenkel betroffen, denn sie sind besonders hohen mechanischen Belastungenausgesetzt, so AOK-Expertin Marnach.
Damit eine fortschreitende Osteoporose frühzeitig erkannt wird, müssen gefährdete Patienten über die Krankheit aufgeklärt werden und sich gut selbst beobachten, so Medizinerin Marnach weiter. Eine besondere Rolle spielt daher die Vorbeugung der Erkrankung. Die Knochendichtemessung sei kein geeignetes Verfahren zur Diagnose behandlungsbedürftiger Osteoporose, sagt die Ärztin. Ihr medizinischer Nutzen sei bisher wissenschaftlich nicht erwiesen. Wer Osteoporose vorbeugen möchte, muss bereits in jungen Jahren damit beginnen – und zwar durch ausreichende Bewegung und richtige Ernährung, so Ärztin Barbara Marnach. Viel Bewegung wie Rad fahren, Schwimmen, Gymnastik und schnelles Gehen stärkt Muskeln und Knochen.
Calcium- und Vitamin-D-Mangel in jungen Jahren kann im Alter zu Osteoporose führen. Um vorzubeugen, benötigt der Körper täglich ungefähr 1000 Milligramm Calcium. Diese Menge entspricht zum Beispiel einem Liter Milch oder zwei Scheiben Hartkäse. Ebenfalls calciumreich sind grünes Gemüse wie Fenchel, Grünkohl oder Brokkoli, Obst, Kräuter und Nüsse.
Wahre Calcium-Killer sind dagegen Alkohol, Koffein und phosphatreiche Lebensmittel wie Fleisch, Wurstwaren oder Süßigkeiten. Daher sollten sie nicht übermäßig verzehrt werden. Damit der Knochen Calcium aufnehmen kann, braucht er Vitamin D. Fisch ist ein Hauptlieferant dieses Vitamins, sagt Dr. Marnach. Das Vitamin bildet sich im Körper aber auch durch Sonneneinstrahlung. So beugen regelmäßige Spaziergänge dem Mangel an Vitamin D vor. Auch wenn durch Osteoporose schon über Jahre sehr viel Knochensubstanz verloren gegangen ist, kann eine geeignete Therapie nicht nur helfen, die Krankheit zum Stillstand zu bringen, sondern auch verloren gegangene Substanz wieder aufbauen, erklärt AOK-Expertin Barbara Marnach. Osteoporose kann nach Absprache mit dem Arzt durch Medikamente, geeignete Bewegung sowie calciumreiche Ernährung (Milch, Milchprodukte, Fisch) behandelt werden.
Pressemitteilung des AOK-Bundesverbandes vom 29.04.2002